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Reflexionen zur Sportwissenschaft

Werner Hägele

Reflexionen zur Sportwissenschaft
Eine wissenschaftssoziologische Studie

Taschenbuch, 1996
186 Seiten
EUR 15,00 [DE]
ISBN: 978-3-928025-01-5

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung (S. 9-19)
  2. Konstitutionsprinzipien der Sportwissenschaft als Wissenschaft (S. 21-32)
  3. Sportwissenschaftlicher Gegenstand und lebensweltlicher Sport – Probleme ihrer Bestimmung (S. 33-48)
  4. Das Wissenschaftsethos (S. 49-84)
  5. Die Verantwortung der (Sport-)Wissenschaft (S. 85-109)
  6. Disziplinäre oder interdisziplinäre Sportwissenschaft? (S. 111-161)
  7. Zusammenfassung und Ausblick (S. 163-169)

Schlagwörter

Sportwissenschaft; Normen, Ethos und Verantwortung der (Sport-)Wissenschaft; Wissenschaftstheorie; Wissenschaftssoziologie; disziplinäre vs. interdisziplinäre Sportwissenschaft

Inhalt

Im ersten Kapitel wird dargelegt, welche Kriterien und Handlungsvorgaben die Sportwissenschaft erfüllen muss, um als Wissenschaft im modernen Verständnis Anerkennung und Geltung zu finden.

Im zweiten Kapitel wird die Bestimmung des Gegenstandes der Sportwissenschaft vor dem Hintergrund ihrer Einheit und teildisziplinären Differenzierung thematisiert. Offensichtlich gibt es nicht nur ein sportwissenschaftliches Formalobjekt, sondern teildisziplinär je spezifische. Die Frage ist dennoch, ob auch integrativ-ganzheitliche Gegenstandsbestimmungen möglich sind, und wenn ja, wie sich diese realisieren lassen?

Anschließend wird erörtert, welche Konstitutionsprinzipien das Materialobjekt der Sportwissenschaft bestimmen. Hierzu wird die Kontroverse zum Begriff des Sports aufgegriffen und über die Offenlegung der Funktion von wissenschaftlichen Begriffen begründet, warum Begriffs-Definitionen vom Sport, trotz der wachsenden Heterogenität und Vieldeutigkeit des lebensweltlichen Phänomens, nicht zum Scheitern verurteilt sein müssen. Von zentralem Interesse ist hierbei die seit Jahrzehnten schwelende Streitfrage, ob das Spiel-Motiv oder Leistung und Sieg den substantiellen Bedeutungskern des Sport-Begriffs bilden.

Das dritte Kapitel lenkt die Aufmerksamkeit auf die Normen und Werte des Wissenschaftsethos von MERTON. Dass normative Wertvorgaben nicht vorbehaltlos den Forschungsprozess bestimmen, wird anhand der Problematik von Führerschaft, Reputation, Priorität, Publikation und Zitation aufgezeigt. Daran schließt sich eine Kritik an MERTONs funktionalistischem Wissenschaftsideal an, die sich zum einen auf KUHNs technische Normen einer Paradigmengemeinschaft bezieht, zum anderen auf neuere Laborstudien der konstruktivistisch-relativistischen Wissenschaftssoziologie. Über das Für und Wider dieser Kritik werden Schlussfolgerungen für die Sportwissenschaft gezogen, die darauf hinauslaufen, dass diese stets durch innere und äußere Strukturelemente bestimmt wird.

Im vierten Kapitel wird die enge Verbindung des Wissenschaftsethos mit der Verantwortungsproblematik der (Sport-)Wissenschaft thematisiert. Hierzu werden die unterschiedlichen Positionen von a) Werturteilsfreiheitspostulat, b) Ethik der Anwendung sowie c) Verantwortung von Grundlagen- und angewandter Forschung dargestellt, die derzeit die wissenschaftliche Diskussion bestimmen. Daraufhin wird gefragt, welche Grundpositionen sich in der sportwissenschaftlichen Ethik-Diskussion nachweisen lassen. Dabei zeigt sich, dass die Sein-Sollen-Problematik in der Sportwissenschaft erst andiskutiert ist. Daher werden abschließend Thesen zur Wissenschaftsethik formuliert, die zur Verlebendigung der Diskussion beitragen sollen.

Im letzten Kapitel wird der langwierige Disput zur Interdisziplinarität der Sportwissenschaft aufgegriffen. Im Gegensatz zum weitverbreiteten Einheitsideal wird versucht zu begründen, warum die Sportwissenschaft keine Integrations-, sondern zuvorderst eine teildisziplinäre Aggregatwissenschaft ist, die dennoch bemüht sein muss, partiell auch interdisziplinäre Wissenschaft zu sein. Hierzu wird die relevante Literatur zur Disziplinarität sowie zur Interdisziplinarität der Wissenschaft herangezogen. Quintessenz der Überlegungen ist ein Strukturmodell für eine zukunftsweisende Sportwissenschaft, das die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ihres Selbstbildes abbauen und durch die Offenlegung bestehender Defizite einen Beitrag zur generellen Erhöhung ihres Erkenntnispotentials leisten möchte.

In Zusammenfassung und Ausblick wird eine kurze Bilanzierung der Ergebnisse der Arbeit vorgenommen, die durch Hinweise auf die erforderliche Vertiefung der aufgeworfenen Fragestellungen abgerundet wird.